Papst Franziskus Angelus Petersplatz

2016-09-18 Vatican.va

Angelus.2

PAPST FRANZISKUS

ANGELUS

Petersplatz 
Sonntag, 18. September 2016

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Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Heute lädt uns Jesus ein, über zwei einander entgegengesetzte Lebensstile nachzudenken: den weltlichen Lebensstil und den Lebensstil des Evangeliums. Der Geist der Welt ist nicht der Geist Jesu. Und Jesus tut dies mit der Erzählung des Gleichnisses vom untreuen und korrupten Verwalter, den er trotz seiner Unehrlichkeit lobt (vgl. Lk 16,1-13). Es muss sofort klargestellt werden, dass dieser Verwalter nicht als Vorbild präsentiert wird, dem es zu folgen gelte, sondern als Beispiel für Gerissenheit. Dieser Mann wird der schlechten Verwaltung der Geschäfte seines Herrn beschuldigt, und bevor er entlassen wird, versucht er klug, das Wohlwollen der Schuldner zu gewinnen, indem er ihnen einen Teil der Schuld erlässt, um sich so eine Zukunft zu sichern. Dieses Verhalten kommentierend merkt Jesus an: »Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes « (V. 8).

Wir sind aufgerufen, einer solchen weltlichen Klugheit mit der christlichen Klugheit zu entgegnen, die ein Geschenk des Heiligen Geistes ist. Es geht darum, vom Geist und den Werten der Welt Abstand zu nehmen, die dem Teufel so sehr gefallen, um nach dem Evangelium zu leben. Und die Weltlichkeit – wie zeigt sie sich? Die Weltlichkeit zeigt sich in Haltungen der Korruption, der Täuschung, der Unterdrückung. Sie ist ein denkbar falscher Weg, der Weg der Sünde, bei dem das eine zum andern führt! Es ist wie eine Kette, auch wenn es – das ist wahr – der Weg ist, der im Allgemeinen am bequemsten ist. Der Geist des Evangeliums hingegen fordert einen ernsten Lebensstil – ernst, aber voll Freude! –, einen ernsten und engagierten Lebensstil, geprägt von Ehrlichkeit, Redlichkeit, Achtung vor den anderen und deren Würde, Pflichtgefühl. Das ist die christliche Klugheit!

Der Lebensweg bringt notwendigerweise eine Entscheidung zwischen zwei Wegen mit sich: zwischen Ehrlichkeit und Unehrlichkeit, zwischen Treue und Untreue, zwischen Egoismus und Altruismus, zwischen Gut und Böse. Man kann nicht zwischen dem einen und dem anderen hin und her schwanken, da sie sich entsprechend unterschiedlicher und widersprüchlicher Logiken bewegen. Der Prophet Elija sagte zum Volk Israel, das auf diesen beiden Wegen ging: »Ihr hinkt auf zwei Füßen« (vgl. 1 Kön 18,21: »Wie lange noch schwankt ihr nach zwei Seiten?«). Das ist ein schönes Bild. Es ist wichtig zu entscheiden, welche Richtung man einschlagen soll, und dann, hat man erst einmal den richtigen Weg gewählt, schwungvoll und entschlossen voranzugehen und sich der Gnade des Herrn und dem Beistand seines Geistes anzuvertrauen.

Stark und kategorisch lautet der Schluss des Abschnitts aus dem Evangelium: »Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten« (Lk 16,13). Mit dieser Lehre ermahnt uns Jesus heute, eine klare Entscheidung zwischen ihm und dem Geist der Welt zu treffen, zwischen der Logik der Korruption, der Unterdrückung und der Habgier und jener der Rechtschaffenheit, der Milde und des gemeinsamen Teilens. Es gibt Menschen, die mit der Korruption wie mit Drogen umgehen: Sie glauben, sie benutzen und damit aufhören zu können, wann sie wollen. Es fängt ganz klein an: ein Bakschisch hier, ein Schmiergeld da…

Und zwischen dem einen und dem anderen geht man langsam seiner Freiheit verlustig. Auch die Korruption verursacht Abhängigkeit, und sie bringt Armut, Ausbeutung, Leid hervor. Wie viele Opfer gibt es heute auf der Welt! Wie viele Opfer dieser weitverbreiteten Korruption. Wenn wir dagegen versuchen, der dem Evangelium entsprechenden Logik der Unbescholtenheit, der Klarheit in den Absichten und Verhaltensweisen, der Brüderlichkeit zu folgen, werden wir zu Bauleuten der Gerechtigkeit und öffnen Horizonte der Hoffnung für die Menschheit. In der Unentgeltlichkeit und in der Hingabe unserer selbst an die Brüder und Schwestern dienen wir dem wahren Herrn: Gott.

Die Jungfrau Maria stehe uns bei, bei jeder Gelegenheit und um jeden Preis den rechten Weg zu wählen und dabei auch den Mut zu finden, gegen den Strom zu schwimmen, allein um Jesus und seinem Evangelium nachzufolgen.

 

Nach dem Angelusgebet:

 

Liebe Brüder und Schwestern, gestern wurde in Codrongianos (Sassari, Sardinien) die Familienmutter Elisabetta Sanna seliggesprochen. Nach dem Tod ihres Mannes widmete sie sich vollständig dem Gebet und dem Dienst an den Kranken und Armen. Ihr Zeugnis ist ein Vorbild für eine evangeliumsgemäße, vom Glauben beseelte Nächstenliebe.

Heute endet in Genua der Nationale Eucharistische Kongress. Einen besonderen Gruß richte an alle Gläubigen, die dort zusammengekommen sind, und ich spreche die Hoffnung aus, dass dieses Ereignis der Gnade im italienischen Volk den Glauben an das allerheiligste Sakrament der Eucharistie neu beleben möge, in dem wir Christus, Quell des Lebens und der Hoffung für jeden Menschen, anbeten.

Am kommenden Dienstag werde ich mich nach Assisi zum Gebetstreffen für den Frieden begeben, 30 Jahre nach jenem historischen Treffen, das der heilige Johannes Paul II. einberufen hatte. Ich lade die Pfarreien, die kirchlichen Vereinigungen und die einzelnen Gläubigen der ganzen Welt ein, diesen Tag als Gebetstag für den Frieden zu leben. Heute, in diesem Krieg, der überall auf der Welt herrscht, brauchen wir den Frieden mehr denn je. Beten wir für den Frieden!

Nach dem Beispiel des heiligen Franziskus, eines Mannes der Brüderlichkeit und der Milde, sind wir alle aufgerufen, der Welt ein starkes Zeugnis unseres gemeinsamen Einsatzes für den Frieden und die Aussöhnung unter den Völkern zu geben. Also: am Dienstag – alle vereint im Gebet: ein jeder nehme sich die Zeit, die er kann, um für den Frieden zu beten. Die ganze Welt vereint. Voll Zuneigung grüße ich euch, die Römer und die Pilger, die aus verschiedenen Ländern gekommen sind. Besonders grüße ich die Gläubigen aus dem Erzbistum Köln sowie jene aus Marianopoli. Allen wünsche ich einen schönen Sonntag. Und bitte vergesst nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!