Barmherzigkeit Herz der Stadt – Unterhaltung im Gemeindesaal

2016-11-06-pcpne

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architrave santa maria in portico

Während das Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit zum Ende geht möchten wir einige Aspekte der Werke der Barmherzigkeit hervorheben, die Aufschluss über diese heiligen Tage bieten. Wie Papst Franziskus oft gesagt hat: „Die Barmherzigkeit ist der Balken, der das Leben der Kirche trägt“ (Misericordiae Vultus 10). Es ist sehr bedeutsam, dass in Rom eine Straße existiert, die der Barmherzigkeit „gewidmet“ ist: via della Misericordia, zwischen Kapitol und Palatin. In dieser Straße gibt es die Kirche und das Oratorium San Giovanni Decollato, die von der 1488 in Rom ansässigen florentinischen Bruderschaft der Barmherzigkeit gegründet wurde. Ihr kirchlicher Dienst beschäftigte sich damit, die zum Tode verurteilten Gefangenen zur Galgen zu begleiten. In dieser Einsicht entwickelten die Ordensbrüder eine „tröstende Spiritualität“, die den Verurteilten einen Weg zur Bekehrung und Versöhnung erlaubte. Die Bruderschaft mit ihren Besitztümern auch den Hinterbliebenen, insbesondere eventuellen Weisen und Witwen. In diesem Sinne sind die Erben dieses weltlichen Charismas auch heute noch sehr fleißig in der solidarischen Unterstützung, den karitativen Werken und den Gebeten für die Verstorbenen. Zu den berühmtesten Mitgliedern der edlen Bruderschaft gehören Michelangelo, Antonio da San Gallo, Giorgio Vasari. Die spirituellen und künstlerischen Aufträge haben uns einen Schatz hinterlassen, „ein durch Farben erzähltes Evangelium“. Im Hof des Oratoriums befinden sich noch die Gräber der Verurteilten. Eine einzigartige Inschrift weist darauf hin: „O Herr, verurteile uns nicht, wenn Du kommst“ - auf Erde wurden sie bereits von den Menschen verurteilt. Auf der rechten Seite der Kirche, die zur via della Misericordia geht, ist die Pforte, die die Begnadigten durchschritten. Einmal im Jahr bekam die Bruderschaft vom Papst das Recht zugesprochen, einen zum Tode Verurteilten die Freiheit zu schenken, aus Barmherzigkeit. „Wir werden uns an diesem Ort im Herzen Roms, Gedenkstätte einer außerordentlichen Nächstenliebe und Umsetzung der leiblichen und geistlichen Werke der Barmherzigkeit treffen – sagte Bischof Gianrico Ruzza – und anlässlich des Abschlusses des Jubiläums werden wir über die menschlichen Urteile unserer Zeit und die verschiedenen Formen von Fehlverhalten, die oft unsere Herzen verschließen, nachdenken“. Am Donnerstag, dem 17. November 2016 um 18:30 Uhr werden in der Kirche von San Giovanni Decollato neben Bischof Ruzza auch Stefania Tallei der Gemeinschaft Sant’Egidio und Irene Ciambezi der Gemeinschaft Giovanni XXIII anwesend sein und Zeugnisse zur heutigen Sklaverei und der zum Tode verurteilten Menschen vorbringen. Die Kapelle von Campitelli wird die Konferenz musikalisch begleiten. Abschließend wird zum erstmal nach ihrer Schließung im 1870 die „Pforte der Barmherzigkeit“ geöffnet, die die Begnadigten durchschritten. Nach der Liturgie werden alle Anwesenden durch diese Pforte die Kirche verlassen.